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NEUDORF. Der Marienaltar in Krakau, Tilman Riemenschneiders
Altarfiguren in Würzburg, Michelangelos Maria im Petersdom - sie alle
faszinierten einen Erzgebirger derart, dass er sie eines Tages an ihren
Standorten besuchte. Den Neudorfer Schnitzer Helmut Löser begeisterte die
meisterhafte Gestaltung der obengenannten Figuren so, dass er sie vor Ort
stundenlang auf sich wirken ließ. Detailgetreue und ausgefeilte Proportionen
haben es ihm angetan. Was er im heimatlichen Neudorf
mit seinen Werkzeugen aus gutem Lindenholz hervorholt, sind ebenfalls
Figuren, in denen man die Liebe zum Detail sofort erkennt. Natürlich greift
Helmut Löser, wenn er einen Rohling zunächst grob bearbeitet, am liebsten auf
traditionelle Vorgaben zurück. Ein echter Erzgebirger lebt gern mit
Althergebrachtem. So stehen in seiner Wohnung neben den Waldleuten und
Förstern Rehe, Pferde, Krippenfiguren und auch Bergmänner. Noch vor Jahren schnitzte der am
14. November 1998 80 Jahre alt gewordene Lehrer im Ruhestand vorwiegend
biblische Szenen der Geburt Jesu. Die für einen Pädagogen ungewöhnlich
scheinende Arbeit (sie war für die eigene Pyramide entständen), gefiel den
Besuchern einer örtlichen Schnitzausstellung Mitte der achtziger Jahre so
sehr, dass er schlagartig sehr viele Auftragsanfragen bekam. Später waren es
dann etwa 30 Zentimeter große Bergmänner, denen er im leblosen Holz Form und
Ausstrahlung verlieh. Nach historischen Vorlagen
entstanden: Der Hauer, der mit ausdrucksstarken Händen den Holzschaft seines
Werkzeuges umfasst. Daneben der Berghauptmann in reichem Uniformschmuck, an
dem sogar die Fransen der Kordelquasten zu sehen sind. Obersteiger und
Ältester mit ehrfürchtigen Gesichtszügen und ausfallenden, langen Bärten
sowie ein Hüttenmann in lässiger Kleidung. Zwischen allem eine einfache,
kleine Klöpplerin. "Es ist die erste Schnitzerei meines Mannes als
Achtjähriger, erzählt Hannchen Löser begeistert. Er bearbeitete das
Ebereschenholz mit einem Taschenmesser und schenkte das kleine Kunstwerk
einer Patentante. Später kam es ins Haus zurück und wird nun als kostbares
Utensil gehütet. Im Leben des gelernten Tischlers
und Kupferschmiedes gab es kaum Zeiten, in denen sein Schnitzmesser in der
Ecke lag. Im Krieg gestaltete er als Artillerist Pferdegruppen. Während
seiner Zeit als Werklehrer leitete Helmut Löser Kinder im Holzgestalten an. In den Jahren seines Schaffens
entstanden geschnitzte Lampen, alte erzgebirgische Adventskränze und
liebevoll gestaltete Symbolfiguren für die Partnergemeinde. Der bescheidene
Neudorfer hat nicht nur ein sicheres Gespür für den Werkstoff, sondern auch
dafür, seinen Figuren dezente Farben zu verpassen. "Zum Schnitzen braucht man
Ruhe und Zeit", erklärt der Achtzigjährige. Solange ihm Fingerfertigkeit
und Sehkraft erhalten bleiben, möchte Helmut Löser seine Zeit nutzen -
natürlich mit dem Schnitzmesser im Holz. |
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